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Teilen oder Besitzen – das ist hier die Frage…

Teilen oder besitzen? Diese Frage ist stark vom Kontext abhängig. Ich meine, wer würde sich gerne sein Bett teilen? Also abgesehen man teilt es sich mit seinem Haustier oder dem Partner… Oder vielleicht auch die Zahnbürste, Unterhose oder das Besteck? Für all diese Dinge lohnt es sich, diese zu besitzen, das steht für die meisten Menschen außer Frage. Aber was ist mit dem Auto, der ungenutzten Zweitwohnung und oder den Racletteöfen, die sonst nur einmal im Jahr benutzt werden. Genau hier setzt das Konzept der Firmen Uber, AirBnB und Pumpipume an. Alle setzen auf Teilen, statt besitzen und stellen als Kundenservice gewisse Produkte zum Mieten zur Verfügung. All dies soll umweltbewusst und ökonomisch wertvoll sein. Die Unternehmen können sich selbst als selbstlos, klimaschonend und gemeinschaftsfördernd vermarkten. Aber halt: Im Gegensatz zu AirBnB und Uber, die bekanntermaßen Umsätze in doppelter Höhe des BIP von Lichtenstein erwirtschaften, scheint Pumpipumpe das weiße Schaf zu sein und hat keinerlei Dreck am Stecken. Es arbeitet nämlich nicht profitorientiert, sagte eine Mitbegründerin des Unternehmens. Im Vergleich zu AriBnB und Uber habe ich aber bis vor kurzem jedoch noch nicht mal etwas von dem Unternehmen gehört, noch eine ihrer bunten Aufkleber gesehen, die anzeigen sollen, was zum Tausch geboten wird… Erfolg wird in Dollar gemessen, nicht in Stickern.

Der Kapitalismus hat die Welt fest im Griff und die Zange klemmt sich immer weiter zu. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wann die Welt nachgeben wird… Zwar sind solche Konzepte wie von PumpiPumpe zwar ganz süß, im Gegensatz zu ihren globalen Mitspielern hat die Firma ihr lokales zu Hause mit dem bunt beklebten Briefkasten vor der Tür noch kein Stück Richtung globalen Erfolg bewegt. Nur einmal nebenbei angemerkt, wenn die ganze Welt wie Pumpipumpe es vorschlägt, ins Tauschfieber gerät, dann wird unsere moderne Welt schlagartig in das Mittelalter transportiert – Nein, falsch, da gab es ja schon das Geld… Besser gesagt in das 7. Jahrhundert VOR Christus… Geld ist das Mittel, das die Menschheit am meisten beeinflusst hat. Erst mithilfe der Erfindung des Geldes können die komplizierten Transaktionen der Welt reibungslos funktionieren – auch teils nur mittels Schmiergelds und Steuerhinterziehung. AirBnB hat nämlich beispielsweise stark gegen Profitvermieter zu kämpfen. Oder realistisch formuliert: AirBNB kämpft mit den Profitvermietern. 72% der vermittelten Angebote sollen laut Umfrage gegen Gesetze verstoßen haben. 9flats gestand hingegen ohne Scham, dass 80% ihres Umsatzes mit Profis abgewickelt wurde. Es wird dort nicht einmal versucht, die Scheinheilige Fassade des Guten zu erhalten. Genauso kritisch sieht es ebenfalls bei dem Anbieter UperPop aus. Die „Zeit“ bezeichnete deren Geschäftsmodell als „Schwarzarbeit im großen Stil“. Wie die Regulation des volkswirtschaftlichen Models und die Globalisierung es verlangt, werden im Sinne der Profitoptimierung die milliardenschweren Gewinne von UberPop auf den Rücken der Fahrer ausgetragen. Die standardgemäßen Regularien wurden einfach ungeachtet unter den Tisch fallen gelassen. Alles im Sinne der Umwelt natürlich, nicht der Coolness wegen oder der Einfachheit… So soll möglichst der Gewinn maximiert und die Kosten minimiert werden. Eigentlich ist dies ja auch genau das Konzept des Teilens. Wo man an der einen Stelle seinen Konsum und damit die Kosten minimiert, so erfährt man ein Maximum an Gewinn, wenn man sich andere Dinge von dem gesparten Geld kauft. Diese sind dann meist auch viel sinnvoller als das, worauf man verzichtet, hat … Wie zum Beispiel ein eigenes Auto? Oder doch der eigene Fernseher? Wie selbstlos… Waren das nicht gerade die Dinge, die man teilen sollte? Letztendlich scheint man sein Geld gerade für diese Luxusartikel auszugeben, da man bei den einfachen Dingen gespart hat. In unserer kapitalistischen Gesellschaft scheint der Aspekt der Partnerschaftlichkeit nicht mehr an erster Stelle zu stehen, ebenso wenig wie der Verzicht. Denn das Teilen ist etwas anderes als der Verzicht. Viele Menschen unterliegen dem psychologischen Irrtum, dass das Geld, dass sie gespart haben, nun ja auch in andere materielle Dinge investieren können. Dies ist jedoch ein großer Irrglaube. Formuliert man das Ganze aus der Sicht der Klimafreundlichkeit, so sollte jedem klar sein, dass der Verzicht auf das Auto dem Klima wenig bringt, wenn man mit dem gesparten Geld aber mit dem Flieger dafür nach Malle fliegt. Auch das Teilen an sich bedeutet nicht gleich, dass man auf etwas verzichtet. Zwar wirbt der Anbieter Zipcar stolz damit, dass jedes geteilte Fahrzeug 15 Autos ersetzt, jedoch ist die Datenlage zu schwach, um dies vernünftig zu beurteilen. Ein klarer Fall der Affektheuristik. So muss man bedenken, dass das geteilte Auto zwar mehr genutzt wird, jedoch nutzt es sich dementsprechend auch mehr ab. Wenn jetzt jemand behauptet, dass immerhin an Parkplätzen gespart wird, dann denk nochmal langsam darüber nach. Denn das Car-Sharing macht nur dann Sinn, wenn auch genug Wagen im Umsatz sind, die zur Benutzung bereit stehen und die brauchen wiederum Parkplätze. Zwar kann man durch das Car-Sharing durchaus einen gewissen Prozentsatz an Autos einsparen, solange aber niemand bereit ist darauf zu verzichten, wird sich wenig an der jetzigen Situation ändern. Momentan setzt das System der Sharing-Economy voraus, dass jeder genug Zeit, Geld und andere Ressourcen zur Verfügung hat, damit alles reibungslos funktioniert. Ich bin mir aber sehr sicher, dass man sich nach einer kurzen Umgewöhnungsphase auch einfach mal an das Rad benutzen könnte – das müsste man ja vielleicht nicht einmal zwingend teilen…

Generell ist das Sharing eher ein Trend als wirklich eine langfristige und globale Lösung, denn es liegt einfach nicht in der menschlichen Natur zu teilen. Nicht umsonst gibt es den Spruch „Wer im Besitz ist, ist im Recht“. Es ist ein menschliches Bedürfnis Dinge zu besitzen. Dies muss gar nicht negativ sein. Besitzen wie im Sinne von „besitzergreifend“ in einer Beziehung beispielsweise ist durchaus negativ konnotiert, aber beispielsweise kann sich unser Bedürfnis nach Selbstbestimmung auch in Form von Besitz äußern. Nicht zu vergessen ist da, zugegebenermaßen mittlerweile zu überhöhte, Bedeutung von Statussymbolen. Wenn du immer noch der Meinung bist, dass Besitz nicht wichtig ist und der Mensch zum Teilen geschaffen ist, dann erinnern sie sich, dass auch Bindung ein menschliches Grundbedürfnis ist, und ich bin mir sicher, jeder besitzt ein emotional aufgeladenes Objekt aus seiner Kindheit, das er nicht verkaufen wollen würde, egal für welchen Preis. Natürlich gibt es auch dort Ausnahmen und man kann versuchen sich frei von solchen Affekten zu machen, das widerstrebt aber unsere menschliche Natur und ist kein dauerhafter Zustand. Luxusbedürfnisse hingegen sind davon ausgeschlossen.

Wie bereits gezeigt sind die Unternehmen wie AirBNB und Uber nicht wegen ihrer überzeugenden Idee so erfolgreich. Der Faktor, der über den Erfolg entscheidet, ist das Timing. AirBNB wurde während einer Rezession gegründet und Leute brauchten das zusätzliche Geld, dass sie durch die Untervermietung erwirtschaften konnten. Das Gleiche mit Uber. Uber wurde gegründet als Fahrer auf eine zusätzliche Einnahmequelle angewiesen waren. Die wirklich erfolgreichen Global Player der Sharing Economy sind nur an dem Profit orientiert und nützen dem Klima wenig. Die Gemeinschaft fördern tun sie aufgrund ein paar kleiner Sticker auch nicht. Sind die Unternehmen wie Pumpipume hingegen jedoch nicht kommerziell und setzen auf ein soziales Umdenken, so können sie sich nur schwer an einem Weltmarkt etablieren, der versucht größtmöglichen Komfort und Genuss den Menschen zu verkaufen. Dies wird durch eine nachhaltige und lokale Sharing Economy nämlich nicht erfüllt.

Der eigentlich gute Gedanke der Sharing Economy wird durch den Kapitalismus völlig plattgewalzt und macht den Weg für Profitgier frei. Eine wirkliche Blockade, um den Klimawandel zu bekämpfen oder das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, kann die Sharing Economy so nicht gegen den Kapitalismus bieten. Modelle wie diese sind jedoch die kleinen Stolpersteine, die wir zwischendurch immer mal wieder bemerken und uns, den Mitreisenden des Kapitalismus erinnern, womit wir uns eigentlich bewegen und wovon wir angetrieben werden. Jeder muss persönlich erst sein eigenes Handeln verstehen und hinterfragen. Wenn man jedoch kapitalistisch und egoistisch darauf antwortet, dann wird die jetzige Weltordnung wieder gestärkt. Es gelingt nur einer Minderheit dies zu erkennen, aber vielleicht hebst du dich ja von der Masse hervor… Es ist nicht zu spät, das Gute noch zu erreichen und die Sharing-Economy als eine nachhaltige Alternative zu etablieren. Jeder muss jedoch im Privaten anfangen und darf nicht auf Konzerne wie AirBnB hereinfallen. Auch Pumpipumpe ist nur eine gute Alternative, jedoch noch lange nicht radikal genug, um die Welt nachhaltiger zu machen. Der Anfang wurde von einigen getan, nun müsst jedoch ihr folgen.

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