Ein Mal um den Globus
Eine Reise in den Stadtstaat Singapur
Politisches System:
Singapur hat keine Demokratie wie Deutschland, sondern ein semi-demokratisches oder semi-autokratisches System, wobei die Regierungspartei die Spielregeln vorgibt. Singapur hat ein Parlament („The Parliament“), das die Gesetze und Änderungen der Verfassung beschließt. Das Parlament wählt auch den Regierungschef. Von 2004 bis 2024 war Lee Hsien Loong der Regierungschef. Seit Mai 2024 ist Lawrence Wong der amtierende Regierungschef. Das Parlament wird alle fünf Jahre gewählt, und der Präsident wird, anders als in Deutschland, alle sechs Jahre vom Volk gewählt. Wahlberechtigt sind alle Staatsbürger über 21 Jahre, sofern sie nicht zum Tode, zu einer Freiheitsstrafe über zwölf Monaten oder wegen Wahlbetrug verurteilt wurden. Der Präsident von Singapur ernennt den Premierminister und hat ein Vetorecht. Seit 2023 ist Tharman Shanmugaratnam Präsident von Singapur. Singapur wird oft von Menschenrechtsbewegungen kritisiert, da die Regierungspartei PAP (People’s Action Party) hart gegen die Opposition vorgeht, indem sie Oppositionspolitiker mit Verleumdungsklagen in den Ruin treibt. Die großen Medienhäuser werden von der Regierung kontrolliert, und für kleine unabhängige Medien gelten hohe Auflagen. Auch die Gerichte werden von der PAP kontrolliert und sind nicht unabhängig. Die Staatsform von Singapur ist die Republik.
Wohnen:
Viele Einwohner von Singapur leben in staatlich subventionierten Eigentumswohnungen in HDB-Häusern. HDB steht für Housing Development Board, übersetzt Behörde für sozialen Wohnungsbau. Seit 1960 hat die HDB mehr als 1,2 Millionen Wohnungen gebaut, und mehr als 80% der Singapurer leben in HDB-Städten. Das liegt daran, dass 90% des Bodens in Singapur dem Staat gehören. Die Behörde wurde 1960 ins Leben gerufen, da damals die meisten Menschen Singapurs in überfüllten Slums lebten. Das British Housing Committee befand schon 1949, dass Singapur eines der schlimmsten Slums der Welt hatte, da damals die Bevölkerungsdichte pro Haus bei 18,5 Menschen lag. Um gegen die Wohnungsnot und die stetig wachsende Bevölkerung etwas zu unternehmen, wurde 1959, nachdem Singapur die Selbstverwaltung bekam, das Wohnungsbauprogramm beschlossen. Um schnell viele Häuser zu bauen, wurden die Häuser einfach gehalten, aber sie enthielten Elektrizität, fließendes Wasser und sanitäre Einrichtungen. Da Singapur von allen vier Seiten von Wasser umgeben ist, gibt es nicht viele Flächen zum Bebauen. Deshalb wurde schon damals in die Höhe gebaut. Hatten die ersten Häuser nur eine Höhe von zehn Stockwerken, werden die Häuser heute mit mehr als 40 Stockwerken gebaut. Das im Moment größte HDB-Haus ist The Pinnacle@Duxton, welches aus sieben miteinander verbundenen 50-stöckigen Türmen besteht. Die HDB-Anlagen werden meist als Stadt in der Stadt bezeichnet, da es in jedem HDB-Komplex alles gibt, was man für das tägliche Leben benötigt. Es gibt nämlich in jedem HDB-Komplex Schulen, Parks, Spielplätze, Sportanlagen, Grünflächen, Shops und Entspannungsecken. Jedes Haus besitzt dazu noch ein Void Deck, also einen Bereich im Haus, wo sich die Bewohner treffen können. Deshalb finden in den Void Decks neben Hochzeiten und Bestattungen auch Geburtstage, Märkte und Gymnastikstunden statt. In jedem Komplex gibt es dazu auch noch ein Community Center, wo es Shops, Sportgeräte und einen Food Court gibt, in dem man essen kann. Singapurer können Wohnungen ab 21 Jahren kaufen, wenn sie verheiratet sind, oder als Single ab 35 Jahren eine Wohnung bekommen. Wenn man eine Wohnung hat, muss man sie fünf Jahre halten, bevor man sie weiterverkaufen kann. Dabei muss man darauf achten, wer im Haus wohnt, da von jeder Gruppe wie Chinesen oder Malaien nur so viele Menschen in einem Haus leben dürfen, wie sie in der Gesamtbevölkerung vertreten sind. Das heißt, dass 74% Chinesen in einem Haus leben können, da 74% der Bewohner Singapurs Chinesen sind.
Bildung:
Bei der letzten PISA-Studie von 2023 kamen die Schüler aus Singapur auf den ersten Platz in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Das liegt daran, dass die Schulen mit der neuesten Technik ausgestattet sind und es genügend motivierte Lehrer gibt, die sich mit der neuen Technik auskennen. Dazu werden die Kinder schon in der Vorschule mit der wichtigsten Basis ausgestattet. Singapur hat früh und viel in die Bildung investiert, weil Singapur keine natürlichen Rohstoffe hat. Deshalb sind die Menschen das einzige Kapital. Darum werden die Kinder mit Disziplin und Kreativität auf eine ungewisse Zukunft vorbereitet.
Geografie:
Singapur liegt in Südostasien an der Südspitze der Malaiischen Halbinsel. Singapur besteht aus einer Hauptinsel und 62 weiteren Inseln. Nur drei der 62 Inseln sind bewohnt, vier weitere werden vom Militär genutzt. Singapur liegt nur 140 Kilometer nördlich des Äquators und hat deshalb ein tropisches Klima. In Singapur geht die Sonne jeden Tag um 7 Uhr auf und um 19 Uhr unter. Die Regenzeiten sind von Oktober bis März sowie im Juni. Doch eigentlich ist es jeden Tag zwischen 27 und 33°C warm und es regnet meistens um 17 Uhr.
Menschen und Religionen:
Singapur hat eine sehr diverse Bevölkerung, denn 74% der Einwohner sind Chinesen, 13% Malaien, 7% Inder und 6% sonstige. Dazu sind 33% der Einwohner Buddhisten, 11% haben den chinesischen taoistischen Glauben, 14% sind Muslime und 18% sind Christen. Außerdem sind 5% Hindus und 15% keiner Religion angehörig. Die Menschen in Singapur sind diszipliniert, sorgfältig, geduldig und nett. Wenn du ein Problem hast, sind die Einwohner freundlich und helfen dir weiter. Kinder sind in Singapur erwünscht und es gibt viele Plätze, wo sich Kinder austoben können. Dazu hat Singapur mit 85 Jahren eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt, was der gesunden Ernährung und der guten öffentlichen Ausstattung zu verdanken ist. Das Renteneintrittsalter liegt bei komfortablen 62 Jahren, doch viele Senioren helfen weiter in der Nachbarschaft oder bei den Food Courts. So bleiben sie im Leben der Menschen integriert und werden nicht ausgegrenzt.
Verkehr und Reisen:
Der öffentliche Nahverkehr von Singapur ist nach Hongkong der zweitbeste der Welt. Es gibt viele Busse, die fast alle Regionen der Insel verbinden. Zusätzlich gibt es die MRT (Mass Rapid Transit) und die LRT (Light Rail Transit), die beide im 5-Minuten-Takt fahren. Dies ist möglich, da die Züge führerlos sind und mit automatischen Türen ausgestattet sind. Niemand muss in Singapur die Rolltreppe hinuntersprinten, um den Zug zu erwischen, denn der nächste kommt gleich. Die meisten Fahrten kosten weniger als einen Euro. In den Zügen und seit kurzem auch in den Bussen gibt es kostenfreies WLAN. Es gibt viele Apps, die bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs helfen. Singapur hat auch den besten Flughafen der Welt. Da hier alles automatisiert ist, braucht man meistens weniger als zehn Minuten, um von der Abflughalle zum Gate zu gelangen. Auch bei der Einreise geht es schnell, und man kommt zügig durch die Passkontrolle. Der Flughafen Changi ist mit der MRT verbunden, sodass man die Stadt schnell erreicht. Auch für Durchreisende hat der Flughafen viel zu bieten, wie einen riesigen Indoor-Wasserfall, einen Kletterpark, einen Schmetterlingspark und einen Pool. Von hier aus kann man schnell in die Länder Südostasiens wie Thailand oder Indonesien reisen. Australien und Neuseeland sind ebenfalls nicht weit entfernt, und wer Lust auf einen Skiurlaub hat, kann von hier nach Japan fliegen.
Feiertage:
In Singapur sind nur drei Feiertage nicht religiös: Neujahr, der Tag der Arbeit und der Nationalfeiertag. Am Nationalfeiertag ist ganz Singapur in den Nationalfarben Rot und Weiß geschmückt. Es gibt viele Veranstaltungen und eine riesige Parade, bei der das Militär und verschiedene Tänzer und Show-Acts auftreten. Im Januar oder Februar wird das chinesische Neujahrsfest gefeiert. Weitere Feiertage sind Karfreitag, das Fastenbrechen, das Lichterfest und Weihnachten.
Sicherheit:
Singapur gilt als eines der sichersten Länder der Welt und investiert viel in Kameras und Roboter, um die Bevölkerung zu überwachen. Bis 2030 sollen in Singapur 200.000 Kameras installiert werden, damit die Polizei alles sehen kann. Auch künstliche Intelligenz wird zur Überwachung der Bürger eingesetzt. In einer Shopping Mall fährt der Roboter Oskar und überwacht mit seinen neun Kameras das Geschehen. 2020 wurde auch ein Hunderoboter namens Scott eingesetzt, um die Corona-Maßnahmen durchzusetzen. Wenn du eine der vielen Regeln brichst, kannst du dir sicher sein, dass es von dir ein Foto oder ein Video gibt. Mit den ganzen Kameras und Robotern kann die Polizei alles kontrollieren, ohne präsent auf den Straßen zu sein.
Regeln und Verbote:
„Singapore – A Fine City“ ist der Spitzname des kleinen Inselstaates. Singapur ist nicht nur eine der saubersten Städte der Welt, sondern auch eines der Länder mit den meisten Regeln und Verboten. Hier sind einige der wichtigsten Regeln und deren Strafen:
- Das berühmteste Verbot ist das von Kaugummi. Seit 1992 ist es in Singapur verboten, Kaugummi zu kauen, auszuspucken oder zu verkaufen. Auch die Einfuhr von Kaugummi ist untersagt. Ein Verstoß kann bis zu 80.000 Euro kosten.
- In weiten Teilen von Singapur gilt ein striktes Rauchverbot. Ein Verstoß kann bis zu 2.000 Euro kosten.
- Wer auf öffentlichen Toiletten nicht spült, muss 800 Euro Strafe zahlen.
- Die Nutzung fremder WLAN-Netze gilt als Hacking und kann mit einer Geldstrafe von 30.000 Euro oder drei Jahren Haft bestraft werden.
- Vandalismus, wie das Besprühen von U-Bahn-Waggons mit Graffiti, wird mit mindestens drei Stockschlägen bestraft. Ein speziell ausgebildeter Beamter schlägt mit einem bis zu 160 km/h schnellen Rohrstock auf den nackten Po der nach vorne gebeugten und gefesselten Gefangenen. Dies widerfuhr auch zwei Leipzigern, die in ein hochgesichertes Depot der U-Bahn eingebrochen und einen Waggon mit Graffiti besprüht hatten. Sie wurden zu neun Monaten Haft und drei Stockschlägen verurteilt.
- Beim Thema Drogen wird es besonders hart: Es drohen nicht nur Gefängnisstrafen, sondern auch die Todesstrafe für Drogenschmuggel. 2022 wurde ein Mann wegen 43 g Heroin gehängt. Amnesty International sprach von einer gnadenlosen Hinrichtungswelle.
Kulinarisches:
Singapur hat eine vielfältige Bevölkerung und dementsprechend eine diverse Küche mit chinesischen, malaiischen, thailändischen, japanischen und indischen Gerichten. Die Gerichte sind oft sehr scharf und mit vielen Gewürzen zubereitet. Es gibt viele verschiedene Reissorten. Die meisten Gerichte sind auf den Food Courts für wenige Euros erhältlich, es gibt aber auch viele teurere Restaurants. Insgesamt ist Singapur ein Schmelztiegel der asiatischen Küche, in dem man täglich neue Gerichte und Gewürze entdecken kann.
Sport und Freizeit:
Singapur ist ein kleines Land und verfügt nicht über eine starke Fußballnationalmannschaft. Der Nationalsport ist Schwimmen. Trotz der Tropenhitze gehen viele Singapurer in den Parks joggen oder fahren Rennrad. Marathons und Triathlons finden fast jede Woche statt, bei denen ganze Firmen gegeneinander antreten. Die Singapurer sind sehr sportbegeistert. In fast jedem Park oder den Wohnanlagen der HDB gibt es kostenlose Sportgeräte. Da Singapur vom Wasser umgeben ist, ist auch das Drachenbootrennen ein beliebter Sport. Außerdem sind Sportarten aus der Kolonialzeit wie Tennis oder Cricket weit verbreitet. Singapur hat auch die höchste Dichte an Golfplätzen weltweit. Jeder Sportfan kommt hier auf seine Kosten, sei es aktiv oder passiv, z.B. beim jährlichen Formel-1-Rennen.
Autos:
Ein Auto zu besitzen ist in Singapur sehr teuer, da nur eine begrenzte Anzahl an Autos jährlich zugelassen wird. Dies dient dazu, die Überfüllung der Stadt zu verhindern. Man benötigt ein Zertifikat, das durch Versteigerungen erworben werden kann und oft dreimal so teuer wie ein VW Golf ist. Nach zehn Jahren verliert das Zertifikat seine Gültigkeit und man muss ein neues erwerben. Diese Maßnahmen führen dazu, dass es relativ wenige Autos gibt und die Straßen nicht so voll sind wie in anderen Großstädten. Daher nutzen viele Menschen den gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr.
Natur und Umwelt:
Singapur bietet eine große Auswahl an Parks und Gärten. Der bekannteste Park ist Gardens by the Bay, ein Megaprojekt, das 2010 eröffnet wurde. Hier befinden sich die Supertrees, künstliche Bäume am Singapore River, aufgeschüttet von der Regierung. Auf dem größten Baum befindet sich ein Restaurant und ein Café, die Supertrees sind mit einem Sky Trail verbunden. Tausende Pflanzen ranken sich an der Außenfassade in den Himmel. Abends erstrahlen die Bäume in bunten Farben zur Musik. In den Terrarien von Gardens by the Bay gibt es den Cloud Forest mit einem riesigen Wasserfall und Pflanzen aus dem Mittelmeerraum im Flower Dome. Der Botanische Garten, gegründet von Sir James Raffles und geleitet von der nationalen Gartenbehörde, bietet viele Wiesen zum Picknicken, Cafés und Restaurants mit großen Spielplätzen, mehrere große Seen und ein offenes Theater. Der Orchideengarten im Botanischen Garten ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Singapur hat auch einen Zoo mit einer Night Safari und fünf Vogelparks sowie viele weitere Erholungsparks.
Fazit:
Ich finde, Singapur ist eine sehr interessante Stadt und auf jeden Fall eine Reise wert.
Von Liam Helf (9a)
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!