Der Pistenbully
Der Pistenbully – Die Formel 1 auf Eis
Geschichte:
Viele kennen sicher das Gefühl über eine schöne Piste zu gleiten. Egal ob auf Skiern, Snowboard oder etwas anderem. Aber Moment einmal: Wer macht die Piste denn so schön wie sie ist? Um das
herauszufinden, müssen wir uns das Jahr 1969 anschauen. Denn hier wurde der erste Pistenbully hergestellt. Damals von den Ulmer Kässbohrer Fahrzeugwerken. Der damals mit 125 Ps angetriebene Bully sah im Vergleich zu heute noch sehr eckig aus (siehe Bild 1). 1971 wurde ein Wettbewerb für die beste Pistenraupe ausgetragen. Der Pistenbully mit 145 Ps gewann diesen. Es waren 21 Fahrzeuge beteiligt. Nach diesem Erfolg durfte der rote Bully 1972 in Japan die Pisten für Olympia präparieren. 1974 wurde ein mit 60 Ps ausgerüsteter Pistenbully speziell für den Langlauf entwickelt. Dieser konnte unter anderem die Spuren für den Langlauf in den Schnee fräsen. Von damals bis heute sind 190 Ps bei diesen speziell für den Langlauf entwickelten Maschinen dazu gekommen. Trotz der Stärke der Bullys kamen sie nicht jeden Hang hinauf. Deswegen entstand 1984 der erste Pistenbully mit Seilwinde: Mit 2,4 Tonnen Zugkraft, 500 Metern Seillänge und einem Wendekreis von 360 Grad (unter dem Seil) war er seiner Zeit voraus. 1990 wurde der Kässbohrer Konzern aufgeteilt. Am interessantesten ist die Kässbohrer Geländefahrzeug AG. 1996 brachte sie den Pistenbully 300 bzw. den 300 W auf den Markt. Mit 330 Ps und 1300 Umdrehungen die Minute war er ein Monster. Vom Design her ähnelt er schon sehr den heutigen Modellen (Bild 2). Mit haufenweisen Funktionen war er seiner Zeit definitiv voraus. Da er so viele Funktionen hat, die ich hier nicht alle aufzählen kann, guckt euch gerne das Video hier an: https://www.youtube.com/watch?v=8SRcniYcD7M&t=64s. Die damals aufbaubare Seilwinde hatte eine Seillänge von 1000 Metern. Das Modell wurde bis 2006 verkauft und ist der meist verkaufte Bully der Geschichte. 2011 entstand das SNOWsat-System. Hiermit kann der Fahrer sehen, wie tief der Schnee ist, da der Schnee 40 Meter vor ihm mit einem speziellen Gerät gescannt wird. Im Sommer wird das Skigebiet vermessen und in dieses System eingegeben. So weiß das System wo Hindernisse sind und der Fahrer hat eine millimetergenaue Navigation. Das System wird auch von Satelliten unterstützt. Dafür wird der Bully mit modernster Software bestückt. Falls euch die Technik interessiert:
youtube. Die Bullys kommunizieren miteinander, so wissen sie, wer die Piste präpariert hat und wo. 2012 wurde die weltweit erste Pistenraupe mit Hybridantrieb vorgestellt: Der Pistenbully 600 E+. Mit über 600 Ps ist er sehr stark. Statt rot ist er grün. 2016 wurde die Pro-ACADEMY gegründet. Hier lernen die Fahrer den perfekten Umgang mit ihren Geräten bzw. gibt es auch die Pro-ACADEMY Software, womit man ein Skigebiet managen kann. 2018 entstand LEVEL RED – der damals neueste Pistenbully 600. Aber natürlich werden immer wieder neue Modelle hergestellt. Googelt einfach mal „neuester Pistenbully“.
Heute:
Natürlich bleibt die Zeit nicht stehen. Es wird schon an vollelektrischen Modellen gearbeitet. Heutzutage gibt es Pistenbullys mit über 600 Ps. Auch schwächere Modelle mit ca. 100 Ps sind erhältlich. Als mittelstarken Bully gibt es beispielsweise den Pistenbully 400. Bei fast jedem Modell gibt es Sondermodelle wie den 600 W, den 600 Park Pro und viele weitere. Andere Pistenbullys sind sogar standardmäßig sehr besonders, da sie oft spezielle Gebiete übernehmen, für Langläufer die Spuren in den Schnee fräsen oder andere Sonderaufgaben bewältigen. Es geht aber auch noch ausgefallener: Mit der Limited-Edition! Diese ist beispielsweise für den Pistenbully 600 verfügbar. Aber der Hersteller legt noch eine Schippe drauf: Der Pistenbully 600 SCR ist eines der Premiummodelle. Mit speziellen Teilen wird fast jeder Bully beispielsweise zum Transporter auf Ketten (siehe Bild 3) oder zum Retter von Verunglückten. Tatsächlich verlassen täglich Bullys mit über 700 Ps die Hallen der Kässbohrer Geländefahrzeug AG, in welchen sie großteils per Hand lackiert und zusammengebaut werden. Die Seilwinden haben 1500 Meter Seil zur Verfügung. Allerdings stellt das Seil eine große Gefahr für Tourengeher da, welche es bei Nacht nicht sehen und somit tödlich verletzt werden können. Mit einem Wendekreis von 360° ohne und mit Seil kommen die roten und grünen Monster um jede Kurve. Der Preis eines Pistenbully 600 liegt bei rund 500.000 Euro. Mit zwei großen Touchscreens und zwei Rückfahrkameras ist der Fahrer immer gut informiert (siehe Bild 4). Beim Pistenbully 600 sind Schild (vorne) und Fräse (hinten) beide 5.50 Meter lang (siehe Bild 5). Bis zu 3 Meter hoher Schnee kann mit dem Schild geschoben werden. Doch: Auch Pistenbullys können stecken bleiben, dann muss der Fahrer sein Gerät zurücksetzen. Ein Pistenbully verfügt über drei Sitze, die alle mit Anschnallgurten ausgestattet sind. Er kann 24 km/h schnell werden.
Der Pistenbully am Hintertuxer Gletscher in Tirol
Ich bin als rasender Reporter natürlich dahin gereist, wo es Pistenbullys gibt. Nach Hintertux am Hintertuxer Gletscher. Hier arbeiten die Fahrer Tag und Nacht, bis zu 18 Stunden. Sie bekommen teilweise ihre Unterkünfte gestellt und wohnen dann im Tuxer Fernerhaus auf luftigen 2660m. Da
Hintertux ein Ganzjahres-Skigebiet ist, haben die Fahrer ein sehr sicheren Job, da sie im Vergleich zu anderen Bully-Fahrern jeden Tag arbeiten können. Nachdem ich im Vorfeld den Leiter der Zillertaler Gletscherbahn GmbH & Co. KG am Hintertuxer Gletscher (Andreas Dengg) angeschrieben hatte, organisierte dieser extra für mich eine Fahrt mit einem Pistenbully 600, gefahren von Stefan (siehe Bild 6). Er ist seit ca. einem halben Jahr dabei und kam aus Interesse zum Bully. Wir fuhren einmal komplett auf den Gletscher hinauf – das war großartig. Am Gletscher Hintertux sind 12 Pistenbullys im Einsatz, sieben von ihnen haben eine Seilwinde. Die braucht man auch, da das sehr gepflegte Skigebiet sich von 1500m bis 3250m erstreckt. Aber die Fahrer fahren nicht nur Pistenbullys, sondern auch Schneemobile, um z.B Verletzte zu transportieren. Da das Skigebiet über modernste Technik verfügt, sind alle Pisten perfekt gepflegt. In dem Skigebiet ist eine Piste für jeden dabei: Von der blauen bis zur schwarzen Piste kann man hier alles finden. Da der Hintertuxer Gletscher, wie sein Name schon sagt, ein Gletscher ist, werden einige Mitarbeiter*innen, z.B. von den bewirtschafteten Hütten, jeden Morgen vom Bully zur Arbeit gefahren. Das muss ein tolles Gefühl sein und dank Andreas und Stefan durfte ich dies nun auch einmal erleben!
Hier geht`s zum Artikel und den Bildern:
Pistenbully Artikel pdf version.
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