Der Häppeläppel
Er keuchte. Wenn es so weiterging, würde er eingeholt werden. Er musste sich etwas einfallen lassen! Aber bei dieser Anstrengung konnte er nicht klar denken. Eine Waffe hatte er nicht. Aber er könnte ja… Blitzschnell warf er sich links in die Büsche. Zu schnell, als dass die primitiven Augen des Ungetüms es hätten sehen können. Mit riesigen Schritten raste es an Hans Hansen vorbei. Dieser atmete auf. Jetzt musste er sich schnell aus dem Staub machen, denn wenn der Häppelpäppel merkte, dass er niemanden mehr verfolgte, würde er ihn suchen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch finden. Die Zeit, in der das menschenähnliche Etwas noch nichts merkte, musste er nutzen.
Er hörte das mittlerweile bekannte Geheule. Er rannte los. Ziel: Sein altes Ruderboot unten in der Bucht. Doch bis dahin war es noch ein gutes Stück. Und etwa zweihundert Meter hinter sich hörte er schon die riesigen, erderschütternden, rasenden Schritte. Es war so eine Schnapsidee gewesen, das Wesen so gigantisch zu machen! Aber er war fest entschlossen, ihm zu entkommen. Diesen Triumph wollte er ihm nicht mehr gönnen! Seine ganze Familie hatte der Häppelpäppel schon ausgelöscht. Jetzt fehlte nur noch der Erschaffer selbst. Es fehlten noch 50 Meter bis zum Boot. Noch 30, 20! Der Häppelpäppel war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Noch 10 Meter. Gerade, als der Häppelpäppel ihn zu erfassen drohte erreichte er das Boot und ruderte hastig ein paar Züge aufs Wasser. Der Häppelpäppel blieb aus Wut schreiend am Ufer stehen. Er konnte nicht schwimmen, wusste Hans Hansen. Er war also gerettet. Dieses Mal.
„Jetzt wird er mich nie mehr finden! Endlich!“, dachte Hans Hansen. Jahrelang hatte er in Angst und Schrecken gelebt. Immer und immer wieder hatte der Häppelpäppel verhindert, was Hans Hansen jetzt durch List geschafft hatte. Nun konnte er sein Leben in Frieden woanders weiterleben. Es sei denn… Ach nein! Daran konnte, durfte er nicht denken! Aber das konnte ja auch nicht passieren, schließlich hatte der Häppelpäppel ja immer panische Angst vor Wasser gehabt. Er genoss gerade die warme Spätnachmittagssonne, als ein Ruf aus dem Mastkorb ihn aufschreckte. Erst dachte er, dass er es ja nicht sein konnte.
Doch dann wurde ihm bewusst, was der Mann im Mastkorb gerufen hatte: „Kleines Floß auf Steuerbord!“ Nein! Das durfte doch nicht sein! Er bat den Kapitän um ein Fernrohr und blickte damit in die angegebene Richtung. Da war tatsächlich ein Floß. Es schien, als würde es auf das Schiff zusteuern. Saß da jemand auf dem Boot? Ja! Da saß jemand! Jetzt war das Floß schon nähergekommen und er konnte Einzelheiten erkennen. Aber was war denn das? Der Mann, nein, das Etwas, was da saß, war von erschreckender Größe! Und die Haut hatte keine normale Farbe! Sie war eher grünlich gelb. Nein! Wie hatte das passieren können?! Aber jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken! Wer das auf dem Floß war, stand fest.
Und Hans Hansen durfte auf keinen Fall von ihm erwischt werden, sonst wäre es aus! Kurzentschlossen warf er das Fernrohr weg, rannte, so schnell ihn sein Füße trugen zum anderen Ende des Decks und sprang über die Reling. Das Land war noch in Sichtweite, mit ein bisschen Glück könnte er es noch erreichen. Doch der Häppelpäppel hatte die Gestalt bemerkt, die über Bord gesprungen war. Er lenkte sein Floß um das Schiff herum, um ihn zu verfolgen. Hans Hansen würde es nicht schaffen. Das Land war viel zu weit entfernt, um es noch zu erreichen, bevor der Häppelpäppel ihn eingeholt hatte. Als er das bemerkte, lies Hans Hansen sich sinken. Es lief alles aufs Selbe hinaus und der Häppelpäppel sollte es nicht mit seinen eigenen Händen tun. Dann hätten sich die ganzen Anstrengungen und Strapazen der letzten Jahre nicht gelohnt. Außerdem ging es so schneller.
Er sank und sank. Bis irgendwann zu tief war, um zur Oberfläche zu schwimmen, bevor ihm die Luft ausging. Als der Häppelpäppel dies von seinem Floß aus sah, war er wütend. Er hätte es selbst machen wollen. Mit seinen eigenen Händen. Aber so ging es auch. „Ich werde niemanden mehr ermorden!“, rief er, sodass die komplette Mannschaft des Schiffes ihn hören konnten. Sie alle kannten Hans Hansens Geschichte. „Ich werde nur noch beenden, was er begonnen hat! Am Nordpol! Ich werde einen Jubelschrei ausstoßen, denn das Ziel meines erbärmlichen Lebens wird erfüllt sein!“ Damit ruderte er Richtung Norden, bis der letzte Schatten von ihm verschwunden war.
Eine Kurzgeschichte von Friedrich, Klasse 8
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