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Das Scheitern Weimars – ein Erklärungsversuch

Die „deutsche Frage“ wird häufig mit dem deutschen Sonderweg in Verbindung gebracht. Historisch betrachtet begann Bismarck erstmals den deutschen Sonderweg zu beschreiten, als er 1871 das Deutsche Reich nach seinen drei Einigungskriegen zusammenführte. Bismarck wollte für die nationale und liberale Bewegung sein eigenes Versprechen einlösen, ein geeintes Deutschland mit Preußen an der Spitze zu schaffen. Krieg war zur damaligen Zeit durchaus ein legitimes Mittel und so nutzte auch Bismarck es, um Deutschland zu vereinen. Die Kriege zu Zeiten Bismarcks waren lange nicht so dramatisch wie der erste Weltkrieg und vor allem der zweite Weltkrieg es werden sollte… Um seinen Krieg aber zu legitimieren, entstand unter Bismarck aber ein Erbfeind der Deutschen, der sie noch lange begleiten sollte, nämlich Frankreich.

Nachdem Bismarck sich aber zur Ruhe gesetzt hatte, schlug Deutschland einen neuen Weg ein – dieses Mal nicht durch Krieg den Frieden, sondern die Macht in Europa suchend. Eine Konfrontation mit Frankreich und Großbritannien spitzte sich zu, nicht zuletzt durch die Kolonialpolitik, die Marokko Krise und die Aufrüstung der Flotte. Die Kriegserklärung Österreichs gegen Serbien wegen dem Attentat von Sarajevo gab dann den Startschuss für die Umsetzung des Schlieffenplans. Dieser Plan erwies sich, heute bekanntermaßen, als außerordentliche Fehlplanung, die 17 Millionen Menschen mit ihrem Leben im ersten Weltkrieg bezahlen mussten.

Bevor Deutschland aber in den zweiten Weltkrieg aufbrechen sollte, herrschte 14 Jahre lang Demokratie in der neuen Weimarer Republik. Die Gründungsgeschichte der Weimarer Republik war jedoch alles andere als leicht. Alles begann mit dem Matrosenaufstand und endete mit der Nationalversammlung. Nach dem Matrosenaufstand bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte und es kam zur doppelten Ausrufung der Republik – der Unterschied zwischen beiden Ausrufungen war die Staatsform, die dieser neuen Republik zu Grunde lag: Phillipp Scheidemann rief die Bürgerliche-Demokratie aus und ernannte Ebert zum Reichskanzler, Karl Liebknecht hingegen forderte eine sozialistische Republik. Nach Monaten von blutigen Straßenkämpfen zwischen dem Rat der Volksbeauftragten unter der Leitung Eberts und den Spartakisten, angeführt von Liebknecht, entschied die Nationalversammlung am 19.1.1919 über die Staatsform. Das Ergebnis lautete wie folgt: Die Weimarer Republik wurde zu einer demokratischen Republik. Die Nationalversammlung begann ebenfalls damit, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Zwar wird die von der Nationalversammlung ausgearbeitete Weimarer Verfassung aus heutiger Sicht als fortschrittlich und fast modern bezeichnet, wie sich aber herausstellen sollte, ermöglichte sie unter anderem die Herrschaft Hitlers.

 

Die Festlegung der zukünftigen Staatsform und Ausarbeitung der Verfassung war jedoch nicht nur die einzige Aufgabe der Nationalversammlung. Die Nationalversammlung musste zudem auch noch den Frieden mit den Alliierten aushandeln. Eigentlich hatten die Deutschen auf einen milden Frieden gehofft, den Wilson, der Präsident der USA in Aussicht gestellt hatte. Jedoch nahm die Geschichte an dieser Stelle eine dramatische Wendung und Deutschland wurde zur Unterzeichnung des viel härteren Versailler Vertrages gezwungen, der von Anfang an die junge Demokratie vorbelasten sollte. Nicht zu vergessen ist auch noch die Dolchstoßlegende, die von vielen immer noch am Leben gehalten wurde.

 

Wie man allein anhand der Vorgeschichte der Weimarer Republik sieht, ist die Weimarer Republik in einer schwierigen Zeit entstanden, wird aber heutzutage als erste Deutsche Demokratie bezeichnet. Wie konnte es dazu kommen, dass Weimar letztendlich aber so verhängnisvoll scheiterte? Ist jemandem konkret die Schuld zuzuteilen? War das Scheitern Weimars bereits im Lauf der Geschichte vorgeschrieben und nicht mehr abzuwenden oder hätte man einige Fehler vermeiden können? Und noch viel wichtiger ist die Frage: Haben wir heutzutage etwas aus diesen 14 Jahren Demokratie gelernt, um sie auch in Zukunft noch aufrecht erhalten zu können?

Viele Historiker wie Hagen Schulze oder Heinrich August Winkler haben sich zu diesem Thema Gedanken gemacht. Doch sowohl Schulze in seinem Text von 1982 mit dem Titel „Die antirepublikanischen Tendenzen waren grundsätzlich beherrschbar“ und der Historiker Winkler konnte 2011 in seinem Text „Weder Zwang noch Zufall“ die Geschehnisse interpretieren und die Begründungen gewichten, so wie es auch im Folgenden versucht wird:

 

 

Das Scheitern Weimars ist sicherlich nicht nur einem einzigen Grund zuzuschreiben, sondern ein Zusammenspiel mehrerer begünstigender Faktoren führte letztendlich zu dem Untergang der Republik.

 

Allem voran wäre da die Mentalität in den Köpfen der Menschen zu nennen, die Weimars Scheitern erklären kann. Aufgrund einer falschen Denkweise in den Köpfen der Menschen, auch in den Köpfen der wichtigen Funktionäre der damaligen Zeit wendeten sich die Geschichte dramatisch. So kann man durchaus sagen, dass aus den falschen Gründen heraus, richtig gehandelt wurde. Die Mentalität spielt sich in einer Vielzahl von Ereignissen in der Geschichte wieder, sowohl politischen und ökonomischen.

 

Politisch gesehen ist die Mentalität der Deutschen in verschiedenen Mordanschlägen und Putschen, wie aber auch an Wahlergebnissen mit Hilfe von eindeutigen Zahlen zu beobachten.

Kurz vorab zu den politischen Morden und Putschen: Von 1918-1922 wurden insgesamt 376 politische Morde dokumentiert, wovon 354 von rechtsstehenden und nur 22 von linksstehenden begangen wurden. 326 der Rechtsstehenden kamen ungesühnt davon, von den Linksstehenden nur 18%. Bemerkenswert ist auch, dass 16 Linksstehende mehr für die Morde verurteilt worden sind, als überhaupt begangen worden sind.

Ebenfalls sind einige Putschversuche unternommen worden. Der bedeutendste war der rechtsextremistisch motivierte Kapp-Putsch, der von General Ludendorff, einer berühmten militärischen Persönlichkeit des ersten Weltkrieges und Wolfgang Kapp im März 1920 unternommen wurde. Dieser scheiterte jedoch und wurde von der Reichswehr ablehnend betrachtet. Aktiv eingesetzt wurde die Reichswehr zum Schutz des Reiches aber nicht, denn es hieß damals: „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“. Als Reaktion darauf wurde aber das Gesetz zum Schutz der Republik erlassen, welches aber eher die Republik vor dem Linksextremismus schützte und den Rechtsextremismus beschützte. Man kann also daraus Schlussfolgern, dass nicht nur die Kreise in den höheren Verwaltungsposten, sondern auch das Militär der neuen Monarchie von Anfang an ablehnend gegenüberstanden. Es war nach einem vernichtenden Krieg nicht mehr bereit zu kämpfen, weder für das Innenpolitische noch das Außenpolitische

Ein weiter wichtiger Putsch, war der Hitler-Putsch im Jahr 1923, der Hitlers Handeln weitgehend beeinflussen sollte. Hitler wollte wie Mussolini nicht einen Marsch auf Rom, sondern Berlin durchführen. Der Demonstrationszug scheiterte aber bereits bei der Feldherrnhalle in Bayern. Mal wieder war Ludendorff beteiligt, doch er wurde freigesprochen. Hitler kam nach neun Monaten frei, obwohl er eigentlich war zu fünf Jahren verurteilt worden ist. Dieses Ereignis ist insofern entscheidend, als dass Hitler nach der Haft nicht weiter versuchte mit Gewalt an die Macht zu kommen, sondern schlug den legalen Weg ein.

Anhand dieser Ereignisse ist eindeutig zu erkennen, dass die Justiz auf dem rechten Auge blind war, mal bildlich gesprochen. Dies lag vor allem daran, dass viele alte Eliten von dem damaligen Kaiserreich profitiert hatten und diesem so treu geblieben sind. Ersetzen konnte man die wichtigen Funktionäre aber nicht so einfach aufgrund von Personalmangel.

Nun ist die Frage, ob die Weimarer Koalition nicht hätte auch diese anti-republikanischen Gegner beherrschen können. Sicherlich wird die Anzahl Rechtsradikaler besonders in den Anfangsjahren Weimars überschätzt, aber die Stellung jener ist nicht zu unterschätzen. Wie man sieht, reicht eine kleine Minderheit aus, um durch ständiges Einwirken in die alltäglichen Geschehnisse wie durch politische Morde oder rechtsradikale Parolen die Einstellung in der Bevölkerung komplett zu wandeln. Schulze hingegen ging aber so weit, dass er sagte, die Rechtsradikalen seien beherrschbar gewesen und es sei nur eine Frage des Machtbewusstseins gewesen. Man muss sich eigentlich gar nicht lange darüber streiten, ob Machtbewusstsein allein die rechtsradikalen Strömungen zum Erliegen hätte bringen können, denn das Machtbewusstsein war ja gerade das, was Hitler ausstrahlte, im Gegensatz zu der Weimarer Koalition die häufig durch ihre Sturheit im Parlament zu keiner Entscheidung kam. Dass sich ein Linksradikales Machtbewusstsein hätte ausbilden können, dafür war der Rückhalt in der Bevölkerung zu klein und die Vertreter nicht überzeugt genug. Die wenig Überzeugten spielten hingegen schlichtweg keine große Rolle mehr nach den Aufständen des Spartakusbundes zum Beginn der Gründung der Weimarer Republik 1918/19.

 

Die Wahlergebnisse zeigen einem deutlich auf, dass der Rechtsextremismus immer mehr an Rückhalt gewann. Zwar existierte die NSDAP erst ab 1920 und erreichte bedeutende Wahlergebnisse erst 1930, aber bereits zuvor gab es einige rechtskonservative Parteien, die deutlich den Rechtsdruck in der Gesellschaft widerspiegelten. So erzielte die Deutschnationale Volkspartei ab 1920 bereits 15% der Stimmen und 1924 sogar fast 20%, bis sie dann 1930 von der NSDAP abgelöst worden ist, die 1933 mit fast 44% die Mehrheit im Reichstag besaß.

 

Politisch gesehen waren die Morde, Putsche und Wahlergebnisse Belege für die mangelnde Unterstützung aus der Bevölkerung. Neben der Bevölkerung, die durch die Wahlergebnisse eine klare Ablehnung der Demokratie zeigten, ist es von enormer Bedeutung den fehlenden demokratischen Rückhalt in der Politik zu nennen und zu verstehen, um das Scheitern Weimars zu begründen.

Der Spruch, Weimar sei eine „Demokratie ohne Demokraten“ ist hier eigentlich mehr als treffend. Mit den Demokraten ist nämlich nicht nur die Bevölkerung gemeint, sondern auch die Parteien und Personen selbst, schienen der Demokratie nicht gewachsen zu sein.

Man müsste eigentlich meinen, dass Ebert persönlich die Demokratie voll und ganz unterstützte. Dies ist jedoch nicht die ganze Wahrheit, denn Ebert war zu Zeiten der Monarchie aufgewachsen und hatte sich so an diese gewöhnt. Das führte dazu, dass er nach dem ersten Weltkrieg anfangs selbst die Monarchie durch Einsetzung eines Reichsverwesers retten wollte. Dafür wurde sogar den alten Eliten angeboten, alles beim Alten zu lassen und ihre ursprünglichen Rechte zu wahren, aber trotzdem ist dieser Vorschlag gescheitert. Die meisten von ihnen verzogen sich zurück in das gemütliche Privatleben. Warum sich dieser Vorgang so still und ohne Widerstand vollzog ist bis heute nicht ganz geklärt. Eigentlich beabsichtigte Ebert ein Kaiserreich unter sozialdemokratischem Management zu errichten und war kein überzeugter Demokrat. Der Begründer der Weimarer Republik selbst, stand ihr durch seine Mentalität im Wege.

Diese Erkenntnis ist nicht nur für eine Einzelperson zutreffend. Die demokratischen Parteien allein konnten die Demokratie aufgrund Mängel in der Verfassung nicht weitertragen und wurden daher ersetzt. Die eigentlichen Parteien und im Parlament die einzigen Vertreter der Demokratie, die Weimarer Koalition, sank nämlich ab 1920 zur Splitterpartei ab, bis Weimar schließlich ab 1930 wie zu Zeiten von Kaiser Wilhelms der Reichspräsident Hindenburg monarchisch per Notverordnung regiert und die Zeit der Präsidialkabinette einläutete.

 

Ermöglicht wurden die Präsidialkabinette erst durch einige Mängel in der Verfassung, die zum besseren Verständnis kurz beleuchtet werden, ebenso wie die Mängel des Mannes, der sie ermöglichte.

Die Mängel in der Verfassung liegen vor allem in der Verhaftung monarchischer Strukturen und dem demokratischen Optimismus. Beispielsweise konnte das Volk den Reichspräsidenten direkt wählen, der wiederum den Reichskanzler und Reichsminister ernennt und entlässt. Zudem kann er den Reichstag auflösen und nach Notverordnungsrecht (nach Art. 48) direkt die Gesetzgebung beeinflussen. Diese starke Position ermöglichte die Bildung der Präsidialkabinette, die durch eine Kombination der umfassenden rechtlichen Möglichkeiten eine Regierung des Reichskanzlers ohne den Reichstag ermöglichte. Der Grund für die starke Position des Reichspräsidenten ist vor allem darin wiederzufinden, dass viele eine Art gewählter Monarch ihr Deutschland regieren sehen wollten.

Und welcher Monarch würde sich dabei besser anbieten als Hindenburg – die Gallionsfigur des ersten Weltkrieges? Genau diese brillante Idee hatten die Rechten, um wieder mehr Wählerstimmen einzufahren. Wenn man bedenkt, dass Hindenburg der Monarchist der Monarchisten ist, verwundert es einen nicht, dass er ausschlaggebend dafür war, dass das Parlament gestürzt und die Regierung Hitlers die Macht übernehmen konnte.

Anfangs jedoch hatte die Ernennung Hindenburgs durchaus Vorteile, da die goldenen Zwanziger einsetzten, da Kredite aus den USA nach der Wirtschaftskrise, die später im Detail betrachtet wird, für wirtschaftliche Prosperität in Deutschland sorgten. Zudem akzeptierte die Bevölkerung Hindenburg eher als Ebert. Hindenburg ermöglichte eine Rechtskoalition und die Weimarer Republik wurde dadurch sogar gestärkt, da sie nun nicht mehr ohne den Rückhalt in der Bevölkerung zu haben, allein von links regiert wurde.

In Hindenburg die Schuld für das Scheitern Weimars zu suchen wäre daher falsch, wie man dem obigen Abschnitt entnehmen kann. Vielmehr ist der Übergang zu Hitler das gescheiterte Werk Schleichers. Im Laufe der Zeit wurde das größte Problem, dass Hindenburg älter wurde. Schleicher arbeitete aber bereits an einem Übergang zur Monarchie. So redete er auf ihn ein, doch einen Staatsstreich in die Wege zu leiten. Durch das glückliche Ereignis begünstigt, dass nach den Wahlen von 1930 eine Koalition zwischen der linken und rechten Hälfte des Reichstages unmöglich zu Stande kommen würde, sah Schleicher die Zeit gekommen, den politischen Umbruch einzuleiten. Er veranlasste Hindenburg erstmals dazu, den Reichstag aufzulösen und Brüning als Reichskanzler seine Macht zu übertragen. Schleicher ließ aber Brüning fallen, da er die Geduld verlor. Stattdessen bat er Hindenburg nun, Franz von Papen als Reichskanzler zu ernenne. Schleicher zog aber auch bei seinen Plänen Ende November nicht mehr mit und brachte ihn zu Fall und wurde von Hindenburg selbst als Reichskanzler ernannt. Schleicher entpuppte sich aber als höchst unfähig und gegen die Nationalsozialisten machtlos. Es war nicht mehr Schleicher, sondern Papen, der nun in der Gunst Hindenburgs stand und an dieser Stelle spielt nun die Mentalität wieder eine bedeutende Rolle, um das Scheitern Weimars zu begründen:

Papen dachte, dass die Macht beim Reichspräsidenten bleibe, selbst wenn Hitler Reichskanzler werden würde und Papen selbst Vizekanzler. So konnte Papen durchaus dem Rechtsdruck ein wenig nachgeben. Papen unterschätzte aber Hitler und seine großen Pläne gewaltig. Er dachte, er hätte ihn engagiert und er sei kontrollierbar. Dies war natürlich fatal, wie sich herausstellen sollte. Dass durch Hitler im zweiten Weltkrieg aber fast 70 Millionen Menschen sterben sollten, wusste bei seiner Ernennung noch niemand. Papen kann aber durchaus vorgeworfen werden, dass er Hitler falsch einschätzte, zumal dieser seinen alleinigen Herrschaftsanspruch bereits geäußert hatte.

Hindenburg legitimierte einzig und allein die Herrschaft Hitlers, stand ihm aber immer abgelehnt gegenüber. Ermöglicht wurde die Ernennung nämlich nur formell von Hindenburg, legitimiert wurde aber seine Regierung von der Bevölkerung, die größtenteils anti-demokratisch geprägt war. Hindenburg ist nicht eine allzu große Schuld für das Scheitern Weimars zuzuschreiben, vor allem da er sich auch eher im Hintergrund aufhielt.

 

 

Die Politik spielt beim Scheitern Weimars eine wichtige Komponente, wenn man verstehen will, wie Hitler zur Macht kam und die Stimmung in der Bevölkerung in der Politik umgesetzt wurde. Wie Hitler aber einen großen Rückhalt der Massen gewinnen konnte, kann nicht nur durch die politische Brille betrachtet werden, dafür bedarf es einer wirtschaftlichen Auslegung der Geschichte. Der Zulauf zu Hitlers Partei ist durch die Vorbelastungen Weimars und die Wirtschaftskrisen bedingt.

 

Nichts von allen politischen Argumenten begründet nämlich das Scheitern Weimars so gut wie die Wirtschaftlichen. Die Deutschen Wirtschaftskrisen, die zum Leid der Bevölkerung toleriert wurden, um die Hypotheken Versailles abzuschütteln, ließ die Massen in die Arme der Nationalsozialisten fallen.

1929 strich die USA aufgrund des New Yorker Börsenabsturzes die kurzzeitigen Kredite für Deutschland, die die deutschen Unternehmer für langfristige Investitionen zum Aufbau der Wirtschaft ausgegeben hatte. In Deutschland reagierte man darauf mit heftigen Sparmaßnahmen. Dabei hatte man aber vergessen, dass wenn man an den Arbeitsplätzen spart, auch die Konsumenten zurückgehen. Auf die Sparmaßnahmen folgte die Massenarbeitslosigkeit. In Weimar waren zwar bereits erste Ansätze für soziale Auffangssysteme für Arbeitslose in den Staat integriert worden, doch auch die sozialen Hilfen des Staates wurden jedem vierten Arbeitslosen gestrichen. Besonders Jugendliche, die keine Perspektive mehr in ihrem Leben hatten, aber ebenso die vielen Arbeitslosen wurden durch die Weltwirtschaftskrise anfällig für die rechtsradikalen Parolen, die die Rettung vor dem Proletariat versprachen. Um zu verstehen, wieso man die Massenarbeitslosigkeit nicht wie in den USA damit bekämpfte mehr staatliche Projekte zu fördern und durch den Druck von neuem Geld die Wirtschaft anzukurbeln, muss man nochmals sechs Jahre in der deutschen Geschichte zurückgehen.

Die Weltwirtschaftskrise von 1929 war nämlich nicht die einzige Wirtschaftskrise, die Deutschland überstehen musste. 1923 kam es nämlich zur Hyperinflation, da man sich gegen die Besetzung des Ruhrgebietes wären wollte. Verantwortlich für die Besetzung waren aber die Deutschen wegen verspäteten Reparationszahlungen. Man rief aber trotzdem zum passiven Widerstand durch Arbeitsverweigerung auf, bei Weiterzahlung des Gehaltes. Um die Kosten zu decken, druckte Deutschland mehr Geld, wodurch es aber drastisch an Wert verlor. Deutschland geriet in den Strudel einer drastischen Geldentwertung. Gelöst wurde das Problem durch die Einführung der Rentenmark und die Finanzierung der Amerikaner, die dann ja aber 1929 zusammenbrach.

Es ist ein durchaus wichtiger Punkt, wenn man das Scheitern Weimars begründen möchte, dass die Hypothek des Versailler Vertrages auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen worden ist. Vor allem der Mittelstand sank dadurch stark ab und verlor fast seine gesamte Existenz. Vorwürfe wurden dafür der Regierung gemacht, die durchaus berechtigt waren, da sie absichtlich die Wirtschaftskrise verschlimmerten, dass die Bevölkerung durchaus wahrnahm. Daher trafen die Parolen Hitlers, die die Rettung vor dem Proletariat proklamierten, auf offene Ohren. Als Protest gegen die bestehende Regierung wählten viele die NSDAP. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Krise das Volk einte und eine nationale Stimmung hervorrief. Viele sehnten sich nach den glorreichen Zeiten unter Kaiser Wilhelm. In Deutschland wurde dringend wieder ein Erfolg benötigt, der in diesem Fall von einer starken Führungspersönlichkeit, bzw. Führerpersönlichkeit, Adolf Hitlers verkörpert wurde. In der Aufstiegszeit Hitlers kam also großer Nationalstolz auf, doch ganz einleuchtend sind die Ursachen bis heute nicht. Einige Historiker behaupten sogar heutzutage, dass der zweite Weltkrieg nicht so freudig begonnen worden ist wie der erste, da der nationale Stolz bereits ab 1930 verfolgen sei.

 

Der Hauptursache, nicht aber der Grund für die Wirtschaftskrise und den damit einhergehenden Rechtsextremismus, war der Versailler Vertrag. Für England viel dieser durchaus gut aus, Frankreich hingegen sah sich mit seinen 40 Millionen im Gegensatz zu den Deutschen 70 Millionen immer noch bedroht und die Hypotheken des Krieges die Deutschland zahlen sollte, sollten es dem Land unmöglich machen, nochmals mit ihnen Krieg zu führen. Durch die Abtretung der Gebiete und die Festlegung der Reparationszahlung und Erklärung der Kriegsschuld, kann man ihn als Ursache bezeichnen. Grund für das Scheitern bleibt aber immer noch der Umgang damit, also die Mentalität und Herangehensweise an die Herausforderungen.

Der Versailler Vertrag liefert aber durchaus eine positive Komponente, die zumeist unberücksichtigt ist, aber sich durchaus bewusst gemacht werden muss, insbesondere in Hinblick auf die Hinführung zum zweiten Weltkrieg. Die im Versailler Vertrag festgelegte deutsche Abrüstung ermöglichte auch folgenden Hebel: Entweder die Westmächte würden entsprechend auch abrüsten oder Deutschland dürfe auch wieder entsprechend aufrüsten. Dass Deutschland wieder anfängt aufzurüsten, wurde in Erinnerung an den ersten Weltkrieg natürlich nicht weiterverfolgt, dafür aber, dass die Westmächte abrüsten. Dies war allein aufgrund des zeitlichen Abstands möglich, als auch aufgrund einer viel friedlicheren Grundstimmung.

Wenn von Verträgen und Abrüstung die Rede ist, die das Scheitern der Weimarer Demokratie erklärten, ist der Vertrag von Lacorno wenigstens mit anzuführen, da dieser auch zum Vorteil Deutschlands ausgelegt werden kann. Denn die Anerkennung der deutschen Westgrenze von Italien und Frankreich bedeutete im Umkehrschluss auch, dass Frankreich diese nicht mehr überschreiten durfte und so die Grenze nur auf Sicherung, nicht aber mehr auf die Verteidigung ausgelegt wurde. Dies ermögliche geografisch eine Stärkung der deutschen Situation.

Der Westen wurde durch den Vertrag von Lacorno nun fast gestärkt, aber was ist mit der Ostgrenze? Im Osten entwickelten sich die Beziehung Weimars ebenfalls positiv. So fingen die Militärs an im Osten mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten. Dies untergrub natürlich die militärischen Bestimmungen des Versailler Vertrages und schaffte die Bedingungen für die auch von Hitler angestrebte Erweiterung Deutschlands im Osten.

Im Übrigen wäre es falsch, von einer deutschen Kriegsschuld zu sprechen, denn wie bei Bismarck war, Krieg ein legitimes Mittel damals, um Konflikte zu lösen. Ebenfalls muss berücksichtigt werden, dass Österreich den Krieg anfing und nicht Deutschland. Deutschland schuldig für einen Krieg zu sprechen wäre daher falsch. Deutschland schuldig für die 17 Millionen Menschenleben zu sprechen, kommt der Sache aber näher. Daher ist durchaus nachvollziehbar, wie der Kriegsschuldparagraph als Schock für die Bevölkerung kam, ebenso wie der Verlust des Krieges. Es war auch dieser Schockmoment, der dafür sorgte, dass die Dolchstoßlegende unter Hitler wiederbelebt werden konnte. Sogar Ebert schien teilweise darauf anzuspielen.

 

Nicht zuletzt besiegelte aber der Reichstagsbrand jegliche Chancen der Weimarer Republik. Hitler nutzte den von den Nationalsozialisten fälschlicherweise als kommunistischen Umsturzversuch dargestellten Reichstagsbrand dazu, die Verordnung von Schutz und Staat zu beschließen, sowie später auch das Ermächtigungsgesetz. Möglich wurde dies nur, da der Kern der Weimarer Verfassung ungeschützt war und allein der Wille der Bevölkerung zählte. Heutzutage wirft unsere Verfassung auf die langfristig nachfolgenden Ereignisse auf den Reichstagsbrand eher pessimistisch, im Gegensatz zu der optimistischen Weimarer Verfassung. Es wurde ein Bundesverfassungsgericht eingerichtet, um die beschlossenen Gesetze zu überprüfen, sodass sie nicht wie damals die heutzutage festgeschriebenen Grundrechte verstoßen. Des Weiteren wurde auch ein klares linkes und rechtes Parteigruppensystem eingerichtet und durch die Beschränkung des Wählerwillens für mehr Stabilität gesorgt.

 

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass insbesondere die Mentalität der Ablehnung und Revision das Scheitern Weimars bedingte. Diese Mentalität wurde durch die Vorbelastungen durch den ersten Weltkrieg verursacht. Sie spiegelte sich auch in den politischen Morden und Putschversuchen, dem politischen Versagen, der antidemokratischen Tradition und deren Weiterverfolgung durch die führenden Persönlichkeiten, den Mängel in der Verfassung und insbesondere den Wirtschaftskrisen.

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