Akteure im Globalisierungsprozess. Developing Countries und Global Player – VW do Brasil
Dass VW ein Global Player ist, steht außer Frage. VW ist global verstreut und international vernetzt. So baute der Konzern über die Jahre verschiedene Produktionsstandorte auf, wie beispielsweise in Europa, Asien und Südamerika. Sie erzielen auf fast jedem Kontinent (Informationen zu Afrika liegen leider nicht vor), enorm hohe Absatzzahlen und Umsätze. Aufgrund dieser Größe und Kapitalkraft haben sie eine Vorrangstellung in der Weltwirtschaft.
Sie haben ebenfalls ihre Arbeitsschritte ausgelagert. Der Hauptsitz ist beispielsweise in Wolfsburg und eine der Fertigungsstätten in den USA und Russland. Mit ihrer Ausrichtung und Verlagerung der Produktionsstätten nach Brasilien zeigte VW, dass es die Vor- und Nachteile der Länder gut ausnutzen kann. Darüber hinaus haben sie sich auch durch den großen Umfang der ADI als Global Player bewiesen.
Besonders bemerkenswert an VW ist, wie viele Tochterfirmen der Konzern besitzt. VW erweiterte durch den Aufkauf von Tochterfirmen sein Repertoire. So gehören zum Konzern nicht nur Autos oder Motorrädern, sondern konnten sogar ihre Produktnische um den Bereich des Lastentransports mit dem Aufkauf der LKW-Firma MAN erweitern.
Die Niederlassung des VW-Konzerns in Brasil hat sowohl positive als auch negative Effekte. Diese lassen sich spezifischer in die Kategorien unterteilen: Effekte für das Unternehmen, das Land an sich, die Bevölkerung und die Umwelt.
Das Unternehmen schöpfte aus den Auslandsdirektinvestition im Rahmen des Projektes „VW do Brasil“ viele Vorteile. Das Wirtschaftsumfeld für VW ist besonders attraktiv. In der näheren Umgebung von Sao Paolo, einer Großstadt Brasiliens, gibt es für die Autoindustrie viele wichtige Rohstoffe. Durch die Großstadt ist sowohl das Humankapital gegeben als aber glücklicherweise auch ein starkes Industrienetz. Zum Vorteil für VW ist unter anderem der Bergbau von Eisen und Aluminium in der Nähe, als auch die Industriezweige Eisenverhüttung, Buntmetallverhüttung oder Elektronik, Optik und Feinmechanik. Dies bringt für den Konzern den Vorteil, dass es Transportkosten geringhalten kann. Die Nähe zu Nordamerika über das Festland und die Anbindung an den Atlantischen Ozean und somit auch an Europa bieten dem Konzern günstige Wege, um in ihre umsatzstärksten Regionen zu exportieren oder Teile zur Zusammensetzung in Hauptzentralen der EU zu exportieren, wo es möglicherweise geschultere Fachkräfte gibt. VW do Brasil ist mit über drei Millionen exportierten Fahrzeugen zum größten Exporteur in der brasilianischen Automobilindustrie geworden. In Brasilien selbst war „Gol“, der brasilianische „Volkswagen“ im Jahr 2013 zum 27. Mal das meistverkaufte Fahrzeug des Landes.
Durch die für VW günstig ausgegangenen Tarifverhandlungen erreichte VW eine erhöhte Flexibilität der Produktion und erhält die Wettbewerbsfähigkeit. Vermutlich konnte VW ihre Tarifverhandlungen deshalb so gut durchsetzen, da die staatlichen Strukturen im noch damaligen Entwicklungsland Brasilien sich erst im Aufbau befanden. Dass VW diesem Land sozusagen „half“, könnte auch ihr Image aufgebessert haben. Bei zu schlechten Bedingungen hätte es ihnen wiederum schaden können. Die staatlichen Strukturen kann VW für sich günstig beeinflussen, da es wegen seiner fas ca. 25500 Arbeitsplätzen vor Ort in einer Machtposition gegenüber der Regierung ist, wodurch sie eine unsoziale Personalpolitik betreiben können.
Für das Land und ihre Bewohner ist diese unsoziale Personalpolitik aber natürlich schlecht. Dass VW diese durchsetzen konnte, könnte ein Hinweis auf die Korruption und den Lobbyismus sein, der in der Politik Brasiliens herrscht. Immerhin haben viele durch VW überhaupt einen Arbeitsplatz, dennoch könnte dieser sicher besser bezahlt und vernünftiger ausgestattet sein, als er es momentan ist. Es wird zwar die Arbeitslosigkeit gesenkt, aber dafür der Niedriglohnsektor gestärkt. VW aber nicht nur das Humankapital Brasiliens aus, VW erweitert für das Land gleichzeitig auch noch den Fachkräftepool – es entsteht also eine Gewinnsituation für beide Seiten. Es entstehen sogenannte „Wissensströme“ und ein „Technologietransfer“ trat seit der Ansiedelung VWs ein.
Da „VW do Brasil“ auch ein Pilotprojekt war, kommen mit den Betrieben auch die Demonstrationseffekt und weitere Konzerne könnten dem Beispiel VWs folgen. VW und diese Betriebe würden dann weitere hochwertige und preiswerte Produkte und den entsprechenden Zugang an Technologie bringen. Für Brasilien bedeutet das große Wachstumschancen und es wird global vernetzt. Nicht nur durch die Ansiedelung des VW-Konzerns könnte ein neuer Absatzmarkt entstehen, sondern weitere Branchen könnten folgen, welches dem Land und der Bevölkerung zum Vorteil kommt. Durch VW allein entsteht aber ebenfalls schon mal ein guter Vorteil, als dass der Konzern zu den Global Playern gehört.
Eine der größten Gefahren für das Land jedoch ist, dass sie von VW abhängig werden und der Automobilhersteller viele ihrer Ressourcen aufbraucht, und das Land verlässt. Da nach Corona die Strategie „VW do Brasil“ auf ihren Nutzen geprüft wird, könnte diese Gefahr bald zur Realität werden.
Am stärksten hat jedoch die Umwelt in Brasilien zu leiden. Besonders durch den Bergbau und die Industrie wird die Umwelt belastet. Allein einen Autokonzern, der Verbrennungsfahrzeuge herstellt, in seinem Land ansiedeln zu lassen ist ein großer Nachteil, unter anderem für das Klima. Auch wird stark in die natürlichen Wasserwege des Landes mit den unzähligen Wasserkraftwerken, die für die Industrie gebraucht werden, eingegriffen und verändern die Umwelt entsprechend stark. Schädlich sind auch die Erdöl- und Erdgasbohrstationen im atlantischen Ozean, die vermutlich auch dazu verwendet werden, die produzierten Autos und Teile von den Fabriken VWs mit Hilfe von Schwerölen angetriebenen Transportschiffen zu exportieren. Ein kleiner Fehler dabei und es entstehen fatale Umweltkatastrophen, die Ölkatastrophen Ökosystem Meer und alle damit verbundenen Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen könnte.
Das Projekt „VW do Brasil“ beeinflusst durch seine Standortwahl sehr wohl die regionalen Disparitäten. In Brasil werden durch VW selbst diese Disparitäten geschaffen, da ihr Firmensystem hierarchisch aufgebaut ist. Allein dadurch werden einige wenige sozial bessergestellt sein als andere. Darüber hinaus gibt es im Umland von Sao Paulo eher wenige lukrative Firmen wie VW. Um die Betriebe des Konzernes herum wird es eine Ballung geben an Mitarbeitern, die gewisse Vorzüge genießen können, im Vergleich zu anderen. So wird das Einkommensniveau in der Region um den VW-Standort erhöht werden. Besonders von der Präsenz von VW werden die lokalen Zulieferer aus dem tertiären Sektor profitieren, welche der Konzern für sich sicherlich in Anspruch nimmt. Um die Lieferketten aufrecht zu erhalten, investiert VW auch sicher selbst in die Infrastruktur der Region, damit Güter und Mitarbeiter die wichtigsten Infrastruktureinrichtungen gut nutzen können. Die Ansiedlung des Konzernes hat vermutlich zur Folge, dass die Wirtschaft der Region langfristig ebenfalls in Schwung kommt und breiter aufgestellt ist.
Einzig und allein bei den Umweltauswirkungen könnte VW die Bilanz der Region im Vergleich zum Rest Brasiliens verschlechtern.
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