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Nord Stream 2 – umstrittene Ostsee-Pipeline fertiggestellt

Nord Stream 2 – umstrittene Ostsee-Pipeline fertiggestellt

 

Mehr Gas für Deutschland und Europa

Am Freitag, den 10.09.2021, wurde die umstrittene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 fertiggestellt. Sie soll Erdgas aus der in Russland gelegenen Narwa-Bucht ins mecklenburgische Lubmin, eine Kleinstadt gelegen zwischen Rügen und Usedom bei Greifswald, transportieren.

https://www.nord-stream2.com/de/pdf/document/175/

Mit der Verlegung des letzten Rohres ist die Pipeline nun 1230 Kilometer lang. Der Bau wurde 2018 begonnen und benötigte drei Jahre, die Kosten belaufen sich auf 10 Milliarden Euro. Die eine Hälfte des Betrags steuerte das russische Gasmonopol Gazprom bei, das auch das Erdgas stellen wird. Den Rest zahlten fünf europäische Unternehmen, u.a. Shell.

Die Fertigstellung war ursprünglich 1,5 Jahre früher geplant. Der Grund der Bauverzögerungen ist im Widerstand der Vereinigten Staaten, der Ukraine und anderer osteuropäischer Länder begründet. Aus ihrer Sicht sorge Nord Stream 2 für eine wirtschaftliche Dependenz der dieses Erdgas nutzenden Staaten von Russland.

 

Warum noch eine Pipeline?

Russland peilte den Bau der Pipeline und ihres Vorgängers Nord Stream 1, der von Wyborg ebenfalls nach Lubmin führt, an, um von der verfeindeten Ukraine unabhängiger zu werden. Denn die Ukraine erhält als Transitland Durchleitungsgebühren aus Moskau. Die Ukraine ist ein finanzschwaches Land und daher dringend auf den Gastransit Russlands angewiesen, weshalb sie den Bau von Nord Stream 2 verhindern wollte. Russland wird dafür kritisiert, das Gas als geopolitische Waffe zu verwenden.

Die USA stehen auf der Seite der Ukraine: Aus ihrer Sicht sei die Pipeline ein „schlechter Deal“ für Europa. An der Haltung der Amerikaner wird kritisiert, sie wollten den Pipeline-Bau nur verhindern, um keine finanziellen Einbußen in der Wirtschaft hinnehmen zu müssen. Die Amerikaner wollen nur ihr eigenes Gas verkaufen, heißt es.

Lange Zeit drohte Washington allen am Bau beteiligten Unternehmen mit einem Ausschluss aus sämtlichen Wirtschaftsprojekten der Vereinigten Staaten. Einige Beteiligte ließen auf diesen Druck hin vom Bauvorhaben ab. Mittlerweile aber hat Bidens Regierung angekündigt, aufgrund diplomatischer Beziehungen zu Europa und Deutschland auf weitere Sanktionen verzichten zu wollen.

 

Folgen für die Klima-Krise

Für das Pariser Klima-Abkommen ist Nord Stream 2 eher von Nachteil: Das fossile Erdgas bremst den Ausbau regenerativer Energien aus. Gazprom argumentiert mit der überlegenen Umweltfreundlichkeit des Erdgases gegenüber der Kohle, nichtsdestotrotz ist es weniger optimal als regenerative Energien. Die ersten Erdgasförderungen sollen im Oktober vonstatten gehen; es fehlt nur noch die Zertifizierung der deutschen Behörden. Jährlich sollen 55 Milliarden m³ Erdgas über Nord Stream 2 nach Deutschland und Europa kommen. Diese Menge reicht aus, um 26 Millionen Haushalte zu versorgen. Die bestehende Pipeline liefert schon jetzt eine ähnlich hohe Menge, 58 Milliarden m³. Zudem machen Lieferungen aus Russland für Deutschland schon ohne Nord Stream 2 die Hälfte der Erdgasimporte aus.

 

Ist der Pipeline-Bau verantwortbar?

Die Route verläuft durch die südliche Narwa-Bucht im Finnischen Meerbusen; Nord Stream 2 berührt den schmalsten, südlichsten Teil des Naturschutzgebietes Kurgalski. Der Pipeline-Bau betrifft 0,14% dieses Naturschutzgebietes. Nord Stream 2 garantiert „keine nennenswerte Verschmutzung oder Auswirkung auf Habitat und Biodiversität im Ostseeraum“. Über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage lässt sich streiten, klar ist jedoch, dass Russland die Ukraine damit finanziell schwächt und dies einen weiteren Konflikt auf politischer Bühne nach sich ziehen könnte.

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